Die Sternschildkröte

Geochelone elegans

 

Einleitung

Die Sternschildkröte gehört zu der Gruppe Landschildkröten, die ein auffälliges Strahlenmuster auf ihrem Panzer aufweist. Varianten dieses Musters sind bei afrikanischen und asiatischen Schildkröten  häufig anzutreffen. Auch wenn es auf den ersten Blick in der fremden Umgebung nicht so erscheint, ist diese Zeichnung im Lebensbereich der Sternschildkröten eine exzellente Tarnung. Zu der Gruppe ähnlich gezeichneter Landschildkröten zählen u.a. die Strahlenschildkröte (Geochelone radiata), die Spinnenschildkröte (Pyxis arachnoides) und die Spaltenschildkröten (Malacochersus tornieri), sowie die geometrische Schildkröte (Psammobates oculiferus) und die Höcker-Landschildkröte (Psammobates tentorius) aus Süd-Afrika. Alle Schildkröten dieser Sternzeichnungen sind seit Beginn der Herpetologie sehr begehrte Tiere unter den Schildkrötenliebhabern. Durch den Handel und die Zerstörung ihres natürlichen Lebensraumes sind sie in ihrem Bestand sehr zurückgegangen und zählen nun mehr zu den gefährdeten Arten. Die am häufigsten gepflegten Arten dieser Spezies sind die Sternschildkröten, die sehr oft als Wildfänge aus Sri Lanka importiert wurden.

Beschreibung

Grösse: Die Sternschildkröte ist eine mittelgrosse bis grosse Landschildkröte. Das bislang grösste gefundene Weibchen vom nördlichen Verbreitungsgebiet wog 7 Kilogramm und hatte eine Panzerlänge von 38 cm. Die meisten Exemplare bleiben jedoch kleiner. Es herrscht ein Geschlechtsdimorphismus, wobei die männlichen Exemplare erheblich kleiner bleiben als die weiblichen. Selten werden Panzerlängen von mehr als 20 cm bei männlichen Sternschildkröten gemessen. Ausser des unterschiedlichen Grösse, unterscheiden sich die Weibchen durch ihr rundlicheres Aussehen und ihren kurzen Schwanz von ihren männlichen Artgenossen. Wie bei anderen Landschildkröten ist auch hier ein konkaver Bauchpanzer (Plastron) und ein kürzerer Abstand zwischen den beiden Schildern ( Anale und Supracaudale) bei den Männchen und ein flacher, glatter Panzer bei den Weibchen zu verzeichnen. Es gibt Informationen von einem in Gefangenschaft gehaltenen Männchen in Maharashtra, Indien, das ca. 10 kg gewogen hat.

Aussehen: Die Grundfarbe des Panzers reicht von hellem Beige bis zu dunklem Gelb-Braun mit einer Vielzahl von keilförmig schwarzen Feldern auf jedem Schild, was die charakteristische Sternzeichnung ausmacht.  Diesbezüglich unterscheidet sich die Sternschildkröte von anderen sternförmig gezeichneten Schildkröten wie z.B. der Strahlenschildkröte (Geochelone radiata), die eine dunkle Grundfarbe mit hellen Strahlen besitzt. Adulte Strahlenschildkröten besitzen aus diesem Grunde eine dunkle Carapaxzeichnung, da die hellen Felder "nachdunkeln", die Sternschildkröten werden mitzunehmendem Alter gelblicher, da die dunklen Felder "ausbleichen".

Die Sternschildkröte kann, wie auch andere Arten der Geochelone-Familie, z.B. ihre Verwandte die Pantherschildkröte, höckerförmige Schilder bekommen. Dies ist auch in der Natur anzutreffen und lässt keinesfalls auf eine falsche Haltung schliessen. Eine grosse Varianz diesbezüglich lässt sich erkennen. Von glattem Panzerwuchs bis zu extrem höckrig ist in der Natur alles vertreten. Der Grund hierzu ist noch nicht ausreichend erforscht und die Spekulationen reichen von genetisch bedingt bis zu unterschiedlichem Nahrungsangebot. Es ist aufgefallen, dass die Sternschildkröten Sri Lankas öfters höckrig waren als die Tiere des Festlandes, wobei auch glatte Tiere in Sri Lanka und höckrige auf dem Festland gefunden wurden.

Die Vorderfüsse sind im Gegensatz zu den Hinterbeinen mit grossen Schuppen besetzt. Die Haut ist von creme-gelber Farbe und mit braunen bis schwarzen Punkten von unterschiedlichster Anzahl. Die Sternschildkröte hat 5 Zehen an jedem Fuss und die hinteren Zehen sind kräftiger als die vorderen ausgebildet. Die hinteren Krallen der weiblichen Tiere sind länger und kräftiger, da sie zum Ausheben der Legekuhle benötigt werden. Auch der Kopf ist mit schwarzen Punkten übersät.

Verbreitungsgebiet

Das Verbreitungsgebiet der Sternschildkröten erstreckt sich über grosse Teile Indiens, dem südöstlichen Pakistans sowie Sri Lanka.
Es werden mindestens drei geografisch getrennte Arten beobachtet. Es ist ausserdem möglich, dass einige Unterarten existieren oder zumindest in naher Zukunft definiert werden können.

Sternschildkröten aus den nördlicheren Gebieten des indischen Kontinents (Gujarat, Rajasthan, Uttar Pradesh und Pakistan) sind auffällig gross und haben eine verhältnismässig dunkle Grundfarbe. Die ansonsten schwarzen Keile fallen hier eher braun aus. Vergleicht man diese Tiere mit denen aus den südlicheren Gebieten, dann sehen sie eher "schmutzig" aus. Tiere aus den südlichen Teilen (Tamil Nadu, Kerala und Karnataka) sind viel kleiner als ihre nördlichen Verwandten, haben ein kontrastreicheres Muster mit der creme-gelblichen Grundfarbe und die Keile erscheinen in sattem Schwarz. Die Tiere aus Sri Lanka sehen von der Zeichnung eher aus wie die südliche Form, werden allerdings fast so gross wie die Tiere aus dem nördlichen Indien und Pakistan.

Leben im natürlichen Habitat

Bedrohungen: Während des letzten Jahrhunderts wurde die indische Natur erheblich verändert. Der Lebensraum der Sternschildkröten wurde in erheblichem Masse zerstört. Raubbau an den Wäldern und anderen natürlichen Ressourcen zusammen mit der schnell wachsenden Bevölkerung und damit verbundener grosser Nachfrage an Ackerland hat zur Zerstörung vieler Gebiete, die von Sternschildkröten bewohnt wurden, geführt. Zusätzlich zu der Bestandsgefährdung kam dann noch, dass in verschiedenen Teilen Indiens die Sternschildkröte als Nahrungsmittel zählt. Eine Tradition, die den Bestand alleine nicht gefährdet hätte, wenn die anderen einschneidenden Habitatzerstörungen nicht vorhanden gewesen wären. Im Unterschied zu den Schildkröten Chinas, werden die Sternschildkröten in Indien fast ausschliesslich von der armen Bevölkerung verspeist. Sollte es möglich sein, die Lebensmittel dort für jeden erschwinglich zu machen, wäre das Thema Schildkröten als Nahrungsmittel in Indien  weitestgehend zu vermeiden.

Zur Habitatsvernichtung und Nahrungsquelle kommt dann noch der, oftmals illegale, Handel mit diesen Tieren. In Indien wie auch in Südostasien (Hongkong, Singapur) und in den Golfstaaten (Dubai, Oman, VAE) werden hauptsächlich juvenile Wildfänge auf fast jedem Tiermarkt gehandelt. Die Sternschildkröte ist an "WA-Anhang B" (Cites Anhang II) gesetzt worden, der den Handel dieser Art regelt. In Indien sind der Handel und die Haltung der Sternschildkröten ohne Erlaubnis verboten.

Lebensraum: Die Sternschildkröte wird in vielen verschiedenen Habitaten angetroffen. Von wüstenähnlichen Verhältnissen bis hin zum feuchten Laubwald kann man sie antreffen. In Sri Lanka werfen viele Bäume während der heissen Sommermonate das Laub ab. Zu allen Arten kann man sagen, dass sie überwiegend trockene  Umgebungen haben - seien es  3 oder 10 Monate - sicher ist , dass sie alle eine mehr oder weniger lange Trockenperiode überstehen müssen. Diese Schildkrötenart benötigt auch einen Sonnenschutz, um sich vor der sengenden Mittagssonne zu schützen. Dieser kann aus Pflanzen, Steinen oder Hecken bestehen.

Ernährung: Die Sternschildkröte ernährt sich in erster Linie vegetarisch. Als wichtigste Nahrungsquelle dienen ihr diverse Grasarten. Sie verschmäht allerdings auch kein Aas oder Insekten, wenn sie die Möglichkeit dazu findet. In ihrer natürlichen Umgebung findet sie frisches Gras nur nach dem Monsunregen. Dazwischen (während der langen Dürrezeit und der kühleren Tage) ist sie ziemlich inaktiv und kann auch lange Zeiten gänzlich ohne Nahrung leben.