Ninshi
(übersetzt aus der Sprache Bembe : WARUM)

Diese Site widmen wir unserer Schildkröte NINSHI.
Sie wird selbst erzählen was in ihrem Leben alles mit ihr geschehen sein muss, bis sie zu uns kam.


Gestatten, ich bin Ninshi. So haben sie mich hier getauft. Warum ich so heiße .. ich habe keine Ahnung, aber sie werden sich ihren Teil dabei gedacht haben. Hier haben alle Schildkröten solch merkwürdige Namen, aber man gewöhnt sich ja an alles. 

Bin ich froh, dass die mich hier aufgenommen haben. Mein bisheriges Leben war alles andere als das, was man sich als Schildkröte so vorstellt. 12 Jahre bin ich nun und erst jetzt sehe ich, wie schön das Leben sein kann!

Mein bisheriges Leben:

Als Baby wurde ich bei meinen Vorpflegern aufgenommen. Am Anfang war ja alles noch toll, da hat sich alles um mich gedreht. Nun ja, damals als ich noch klein war, da waren Pantherschildkröten ja auch nicht so oft zu sehen wie heute. Ich war also so was wie eine kleine Attraktion.

Meine Pfleger haben sich zwar um mich bemüht, aber ich glaube mal, dass sie nicht so richtig gewusst haben, was ich alles so brauche und wie mir das Leben auch mal Spaß machen könnte. Verdenken kann ich es ihnen ja nicht, die Informationen über Pantherschildkröten waren damals eben noch ziemlich spärlich. Vielleicht war ihnen ja auch einfach nicht bekannt, dass ich schnell wachse und gross werde. 

Nun ja, ich habe in einem Hinterhof gelebt und man gab mir außer Kopfsalat und Wasser nicht viel Abwechslung auf meinem Speiseplan. Gefressen habe ich es willig, ist ja klar .... besser man frisst was man bekommt als dass man hungert, hätte doch wohl jeder gemacht, oder? Außerdem wusste ich ja auch gar nicht, was es sonst noch an Leckereien auf der Welt gab. Somit habe ich nicht im Traum daran geglaubt, dass es wohl noch andere fressbare Dinge da draußen geben könnte. Wasser zum trinken habe ich nur ab und zu mal bekommen, ich kann euch sagen .. wenn man Durst hat und es gibt nichts zu trinken weit und breit, das ist manchmal wirklich ganz schön hart!

Irgendwann einmal muss es passiert sein, ich weiß echt nicht mehr genau wie, warum und wann. 
Ich weiss nur noch, dass ich plötzlich einen kräftigen Schlag auf meinen Panzer verspürte. Mein rechtes Hinterbein konnte ich gar nicht so schnell einziehen und das wurde dann von meinem Panzer abgedrückt. Mann hat das wehgetan! Schmerzen im Kreuz hatte ich wie wahnsinnig. Man kommt als Schildkröte halt so schlecht an den Rücken dran und ich musste es eben aushalten. Wen hätte es auch interessiert? Sagen kann ich ja nichts und meine Pfleger haben es wohl gar nicht registriert, dass es mir so schlecht ging. 

Ich konnte mein rechtes Hinterbein nicht mehr richtig bewegen. Es hat höllisch weh getan und ich habe mir beigebracht, wie ich anders laufen kann, um die Schmerzen einigermaßen zu unterdrücken. Diese Gehweise habe ich bis heute beibehalten. Meinen bisherigen Pflegern war das egal und mir mit der Zeit auch, ich hatte mich ja dran gewöhnt und ich weiß auch gar nicht mehr, wie ich anders laufen sollte! Bislang hatte ich ja  auch nicht gemerkt, wie hinderlich diese Art zu gehen eigentlich ist. 

Dass ich beim Laufen meine Hinterbeine zuerst nur nachgezogen und später dann nur noch zum Abstossen benutzt habe, das hat niemand registriert. Vielleicht dachten sie, dass sich das für eine Pantherschildkröte so gehört. Ich konnte meinen Panzer nicht mehr hochdrücken, mein rechtes Hinterbein ist ja falsch zusammengewachsen und somit habe ich mich keinen weiteren Schmerzen mehr ausgesetzt. Wozu auch, ich hatte ja sowieso keine Möglichkeit, mich laufend zu bewegen. So sind meine Muskeln mit den Jahren mehr und mehr verkümmert.

Durch das weiche Futter  wurde meine Hornschneide im Laufe der Zeit auch immer länger und es war gar nicht mehr so einfach, dass ich überhaupt noch was fressen konnte. Ich kann nur sagen, als Schildkröte hat man da einiges drauf, da improvisiert man halt wo es geht. Ich habe es gelernt, dass ich auch so noch was abbekommen habe, es war zwar schwierig, aber es ging gerade noch. Bei dem Salat war das ja auch nicht so schlimm, der ist ja schön weich und den konnte ich gut reinziehen, nachdem ich den ersten Biss im Mund hatte.  Man lernt ja dazu und nimmt in diesem Falle eben mehr die Zunge zu Hilfe.

Dass ich auf Sand und Steinchen im Hof gelebt habe, war zwar nicht so toll, aber ich kannte ja nichts anderes. Der Sand blieb zwischen den Ritzen in meinem Panzer liegen und die kleinen Steinchen haben sich auch darin verkeilt. Das war zwar nicht angenehm, aber ich komme an meinen Panzer mit meinen kurzen Beinchen nicht dran und kann das somit auch nicht entfernen. Aber  wie gesagt, man gewöhnt sich an alles und es stört einen mit den Jahren ja auch nicht mehr.

Meine Hornplatten haben sich im Laufe der Zeit durch mein falsches Futter teilweise vom Panzer gelöst. Gemerkt hat es niemand, der Schmutz hat sie an den ursprünglichen Plätzen gehalten.

Komisch, dass man mich immer so seltsam ansieht und mir nachsagt, ich sei so höckerig. Was das heissen soll, ich weiss es nicht. Im Spiegel habe ich mich noch nie betrachtet und was macht es für einen Unterschied, ob ich nun glatt bin oder höckerig. Ich bin doch trotzdem die gleiche Schildkröte, nicht wahr?

Was sich geändert hat:

Wasser kannte ich bislang nur zum trinken. Meine jetzigen Pfleger haben mich doch wirklich direkt ins Wasser gesetzt, da ist sogar mein ganzer Panzer nass geworden! Sogar oben drauf auf dem Carapax! War das lustig, das hatte ich bislang noch nicht gekannt. Da kann man ja richtig drin liegen und gleichzeitig trinken. Ein irres Gefühl kann ich nur sagen! Meine neue Pflegerin war ganz im Glück, als sie mich nach dem Baden gesehen hat. Sie meinte, dass ich jetzt auch nach einer Pantherschildkröte aussehen würde und nicht mehr nur schwarz. Ich war wohl etwas dreckig, das Wasser war am Anfang ganz klar und sauber. Nachdem ich aber einige Zeit drin war, wurde es immer dunkler und geschmeckt hat es mir dann auch nicht mehr. Alles war sandig und überall die kleinen Steinchen, die mir nun aus den Höckerfugen gebürstet wurden. Nun ist mein Panzer wieder besser auszuhalten. Es kommt überall Luft dran. Ein ganz neues Gefühl kann ich euch sagen!

Die losen Hornplatten wurden nun endlich entfernt und es kommt überall Luft und Sonne dran. Das ist ein ganz neues Lebensgefühl. So sauber war ich wohl zuvor nur, als ich aus dem Ei geschlüpft bin.

Mein Futterangebot .. ich kann es gar nicht fassen! Alles mögliche an frischen Kräutern und Gras gibt es hier, und ich darf es selbst abbeissen! Einfach gigantisch. Das schmeckt ja viel besser als der Salat, den fresse ich übrigens jetzt gar nicht mehr. Vieles neue Futter, das ich nicht kenne berieche ich erst einmal, wer weiss ob das zum Fressen geeignet ist. Ich habe ja Zeit und kann es in Ruhe aussuchen ob und wann ich was neues probieren will. 

Mein neues Gehege ist riesig. Das ist vielleicht ein Gefühl, wenn man plötzlich einsam und verlassen auf weiter Flur steht. Da hat man gar keinen Anhaltspunkt mehr. Ich laufe aber sicherheitshalber immer noch am liebsten ganz am Rand entlang. So war ich es gewohnt und das wird wohl noch eine Weile dauern, bis ich mich traue auch mal in der Mitte meines neuen Freiplatzes zu laufen. Hier ist alles so weit weg. Bisher war alles so schön nah bei mir und ich hatte gar kein Bedürfnis weitere Strecken zu laufen. Aber ich muss zugeben, laufen ist herrlich! 

Einen Tierarzt habe ich erst jetzt kennengelernt. Sie ist eine Frau, wie ich und der kann man ja alles anvertrauen, nicht wahr? Nun ja, so lustig war die erste Bekanntschaft dann auch wieder nicht. Zuerst hat sie mir die Hornschneide kürzer gemacht. Das war vielleicht eklig für mich. Da halte ich ihr den Kopf so brav hin und denke, ob sie mich wohl streichelt und dann das! Zugegeben, es frisst sich mittlerweile um einiges leichter!
 Dann hat sie mich auf eine kalte Platte gesetzt und es hat seltsame Geräusche gegeben. Sogar von der Seite hat sie mich auf die Platte gelegt und ich hatte keine Chance davonzulaufen! Wenige Minuten später haben sie über mich geredet. Sie haben auf dem Röntgenbild, so nannten sie das schwarz-weisse Etwas, das sie aufgehängt hatten, gesehen, dass ich wohl was mit dem Rückgrat gehabt haben muss. Ich weiss ja, das war in meiner Jugend und das hat bis heute niemanden interessiert. Erst jetzt, nachdem sie das Bild angesehen haben. Jetzt wird alles mögliche getan. Ich soll Physiotherapie machen. So was komisches habe ich noch nie gehört. Ich kann euch sagen, was die mit mir machen ... aber es  ist ganz amüsant. Sie lassen eine Wanne mit lauwarmem Wasser vollaufen und da werde ich reingehalten. Dann kneten sie meine Hinterbeine und bewegen sie in einer mir unbekannten Art. Ich glaube mal, dass ich so früher mal gegangen bin, aber so genau weiss ich das nicht mehr. Danach darf ich noch etwas im Wasser herumstrampeln. Am Anfang hatte ich gedacht, sie wollen mich vielleicht ertränken, aber dem ist nicht so. Wenn ich den Kopf einziehe, dann bin ich sofort aus dem Wasser draussen und wenn ich zu sehr strample, dann geben sie auch auf und holen mich wieder aus dem Wasser raus.

Sie wollen mir noch Blut nehmen und irgendwelche Werte bestimmen. Davor fürchte ich mich schon jetzt! Wozu denn das? Sie sagen, dass es im Moment gar nichts bringen würde, wenn sie das machen würden, denn meine Werte wären wohl eh sehr schlecht. Nun wollen sie einige Wochen warten, bevor sie mich stechen!

Immer wenn ich Kot absetze, wird ein Thema draus gemacht. Unglaublich, was ist schon so interessantes dran, dass sie das auch noch unter ein Mikroskop legen? Menschen sind schon komisch! Sie sagen, dass ich Hexamiten hätte, keine Ahnung für was das gut sein soll. Aber ich weiss, dass das weisse Pulver, das sie mir unter das Futter mischen, eklig schmeckt. Wenn die glauben, dass ich das nicht merke, dann haben sie sich gewaltig getäuscht!

Sie  haben mir eine Gehhilfe anfertigen lassen. Die habe ich jetzt an meinem Bauchpanzer. Nun muss ich von neuem lernen wie ich laufen kann. So wie bisher geht es jetzt nicht mehr. Wenn ich die Hinterbeine jetzt nach hinten wegbewege, dann komme ich gar nicht mehr vom Fleck. Also muss ich die Beine nach  unten bewegen. Ist gar nicht so einfach und ich komme schnell durcheinander. Aber ich habe schon so viel gelernt und das werde ich auch noch schaffen!

Zukunftsperspektiven:

Ach ja, was ich euch noch sagen wollte. Sobald ich meine Hexamiten weg habe, darf ich zu drei anderen Pantherschildkröten dazu. Ich habe es schon gerochen, da sind noch zwei Jungs und ein Mädchen hier auf dem Gelände. 

Wie ich mich darauf freue!

 


Fortsetzung